Saturday, November 08, 2008

«Dieser Islam ist etwas Neues für uns»: Unbehagen angesichts einer zunehmenden Islamisierung in Kirgistan

NZZ Online: Kirgistan ist mit einer islamischen Wiedergeburt und dem Aufkommen islamistischer Gruppierungen konfrontiert. Die kirgisische Regierung tut sich schwer mit der Unterscheidung zwischen frommen Muslimen, Islamisten und extremistischen Islamisten. Auch im Gespräch mit Bürgern werden Ratlosigkeit und Unbehagen gegenüber dem Phänomen spürbar.

Das Alltagsbild in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek verrät auf den ersten Blick wenig über die religiöse Befindlichkeit des Landes. Statt muslimischer Symbole dominieren vielmehr die Relikte der jüngeren Vergangenheit der ehemaligen Sowjetrepublik: Lenin-Statuen auf öffentlichen Plätzen, breite Boulevards im Zentrum und Plattenbauten nach sozialistischer Architektur in den Vorstädten. Der Kleidungsstil der jungen Frauen orientiert sich an westlicher Ästhetik; Schleier sind im Alltagsbild die Ausnahme. Auch der kürzlich zu Ende gegangene Ramadan hinterliess kaum Spuren im öffentlichen Leben. So fand man tagsüber mühelos ein geöffnetes Restaurant, und sogar in der Stadt Osch im Fergana-Tal, das als stärker muslimisch geprägt gilt, waren Bierstuben geöffnet. Nicht in dieses Bild passen einzig die zahlreichen neu erbauten, einander zum Verwechseln ähnlichen Moscheen, die bei der Fahrt über Land auffallen; schmucke Backsteingebäude mit glänzendem Blechdach, die sich von ihrer meist ärmlichen Umgebung abheben. Sie sind ein Hinweis auf eine zunehmende Islamisierung, die Beobachter in ganz Zentralasien festgestellt haben. Mit dem Ende der Sowjetunion hat eine islamische Wiedergeburt eingesetzt, nachdem die Religionsausübung zuvor unterdrückt worden war. >>> mvl. Bischkek, im Oktober | 8. November 2008

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