WELTONLINE: Brennende Autos, fliegende Steine und Schlägereien. Die Revolte der Pariser Jugend im vergangen Jahr hat das Land erschüttert. Warum gerade Luxus-Yacht-Urlauber und Hardliner Nicolas Sarkozy als neuer Präsident die einzige Hoffnung dieser Kinder ist.
Wahlen in Europa lösen heutzutage ebenso viel Langeweile aus, wie sie tiefe Leidenschaften aufwühlen. Sie sind ein notwendiges Übel, das man am besten schnell hinter sich bringt, wie eine chronische Krankheit, für die es keine Heilung gibt; sie sind das Mittel, durch das Macht – eigentlich eher Amtsgewalt – von einem misstrauisch beäugten Teil der politischen Klasse auf einen anderen übergeht. Niemand erwartet ernsthaft, dass viel daraus folgt, sei es im Guten oder Bösen; wie auch immer das Ergebnis ausfällt, wird das Staatsschiff gemächlich weiter in dieselbe Richtung segeln, sogar dann auch, wenn in dieser Richtung die Klippen liegen.
Die Wahlen in Frankreich waren anders. Wochenlang gaben sie Gesprächsstoff in den meisten Familien ab. In Nicolas Sarkozy – genannt Sarko – gab es wenigstens einen Kandidaten, der liebens- oder hassenswert erschien. Obwohl er sein ganzes Erwachsenenleben lang Politiker war, so dass er eher ein Insider als ein Außenseiter ist, zieht Sarko die Franzosen an (und stößt sie zugleich ab), weil er aus anderem Holz geschnitzt zu sein scheint als jene Figuren von olympischem Format, die vor ihm das Präsidentenamt der Fünften Republik innehatten. Er ist ein kleiner Mann, ein Hansdampf voller Energie, deutlich nicht das Produkt von Privilegien, sondern seiner eigenen Entschlossenheit, seines Ehrgeizes, seiner harten Arbeit und seines Talents. Monsieur Sarkozy und der Pöbel (mehr)
Mark Alexander