NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Im Hinblick auf das Scheitern der Staatenbildung in Afghanistan ist oft die Rede von einer «Niederlage des Westens». Dabei erweisen sich die Passivität der Zentralregierung in Kabul und der nicht konsequent verfolgte zivile Aufbau als grösste Fehler.
Die Initiative zu einer internationalen Anstrengung zum Wiederaufbau Afghanistans kam im Herbst 2001 weder aus dem Weissen Haus noch von Neokonservativen. Und auch die rot-grüne Koalition in Berlin war nicht dafür verantwortlich. Vielmehr kam die Initiative vom damaligen Uno-Generalsekretär Kofi Annan und beruhte auf einem Plan des aus Algerien stammenden Diplomaten Lakhdar Brahimi. Dieser hatte nach Gesprächen mit allen politischen Kräften in Afghanistan (ausser den Taliban) im Oktober 2001 einen Plan entwickelt und diesen Ende November auf einer Konferenz der Vereinten Nationen auf dem Petersberg bei Bonn vorgelegt.
Das daraufhin verabschiedete Dokument der Konferenz übernahm den Plan Brahimis. Gemäss ihm sollte ein Interimspräsident eingesetzt werden, der – alles lief auf den afghanischen Politiker Hamid Karzai hinaus – dafür sorgen sollte, dass eine Versammlung der Stammesführer eine zentrale Staatlichkeit Afghanistans im Rahmen einer neuen Verfassung etabliert. Dieser Prozess sollte dem Land die Perspektive einer friedlichen politischen Zukunft und des wirtschaftlichen Wiederaufbaus geben. » | Joachim Krause | Dienstag, 31. August 2021