STERN.DE: Tokio vor dem großen Beben: Laut, bunt, quirlig, exzessiv. Tokio heute: Dunkel, bedächtig, ständig schwankend. Streifzug durch eine Stadt, die weit entfernt ist von Normalität. Von Mareike Dornhege, Tokio
s will einfach kein Ende nehmen. Am Donnerstagabend wackelten die Häuser in Tokio wieder. Die Menschen gewöhnen sich an den dauerhaft erscheinenden Zustand, dass sich der Boden unter seinen Füssen bewegt, gewöhnt. "Als ich vor ein paar Tagen in Deutschland ankam, bildete ich mir noch immer ein, der Boden bebe, wenn ich einmal ganz ruhig an meinem Schreibtisch saß” sagt ein deutscher Japanologe, der für ein paar Tage in seine Heimat zurückgekehrt ist. Fast wie ein Seemann, der einmal von Schiff gegangen, "landkrank" wird.
Doch es sind nicht nur die immer wiederkehrenden Nachbeben, die Tokio fortwährend daran erinnern, dass es noch lange nicht wieder so ist, wie vorher. Nachts geht man nun durch ein dunkles Tokio. "Bukimi" – gespenstisch, unheimlich, sagen die Japaner. Wo einem sonst an jeder Häuserwand die Neonschilder in allen Farben entgegenleuchteten, ist es heute sehr dunkel. Es wird überall an Beleuchtung gespart: In den meisten Straßenzügen brennt nur jede zweite Laterne, moderne Hochhäuser, die sonst hellerleuchtete Blickpunkte der Stadt bildeten, bleiben dunkel. Erloschenes Wahrzeichen » | Von Mareike Dornhege, Tokio | Freitag, 08. April 2011