Monday, May 01, 2017

Juncker bei May: Das desaströse Brexit-Dinner


FRANKFURTER ALLGEMEINE: Als EU-Kommissionspräsident Juncker mit der britischen Premierministerin May dinierte, hatten sie Wichtiges zu besprechen. Aber sie redeten aneinander vorbei. Am Ende sagte Juncker, er sei „zehnmal skeptischer als zuvor“. Es sollte ein Weckruf sein.

Jean-Claude Juncker hat schon viele schwierige Verhandlungen erlebt. Mit Alexis Tsipras rang der Präsident der Europäischen Kommission monatelang darum, dass Griechenland seine Pflichten erfüllt. Und mit Viktor Orbán streitet er seit der Flüchtlingskrise über europäische Solidarität. Juncker ist der Typ, der auch nach solchen Gesprächen, wenn allen die Köpfe qualmen, seinen Gesprächspartnern kumpelhaft auf die Schultern haut und sagt, man werde schon eine Lösung finden. Als der Kommissionspräsident am Mittwochabend den Amtssitz der britischen Premierministerin verließ, lag ein weiteres denkwürdiges Treffen hinter ihm. Er war freundlich empfangen worden, es war nie laut geworden, aber nach beschwichtigenden Worten war ihm nicht zumute. Juncker war tief schockiert, und er machte keinen Hehl daraus. „I’m leaving Downing Street ten times more skeptical than I was before“, sagte er seiner Gastgeberin zum Abschied. » | Von Thomas Gutschker | Montag, 1. Mai 2017